walter schulze-mittendorff bio 13

 

Walter Schulze-Mittendorff


  1. 13. Das gesellschaftliche Leben in Berlin-Grunewald


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Seit ihrer Gründung 1889 haben sich in der Villenkolonie Grunewald Industrielle, Bankiers, Künstler, Wissenschaftler, Verleger und Politiker, niedergelassen darunter viele sehr berühmte Persönlichkeiten. Es pulsiert hier ein eigenes Leben, in dem die Kultur eine herausragende Rolle spielt. Der Reichtum wird nicht durch das Prahlen mit Geld zur Schau gestellt, es kommt vor, dass Bankiers, Kaufleute, und Fabrikbesitzer, Vertreter des Großbürgertums*, mit den öffentlichen Verkehrsmitteln und zu Fuß zu ihrem Arbeitsplatz gelangen. Der Reichtum zeigt sich in der Beschäftigung von Personal, in einem großzügigen und kultivierten Lebensstil, in einer umfassenden Allgemeinbildung und in einem geselligen Leben mit dem Engagement für Kunst und Kultur.


Walter Röhrig, 1919,

Seitenaufgang der Villa von Max Liewen

in der Winklerstrasse 4 in Berlin-Grunewald


Der Anteil der jüdischen Bevölkerung in Grunewald ist mit fast 40% weit höher als in irgendeinem anderen Gebiet von Berlin und Deutschland. Grunewald ist der Ort, an dem sich die deutsch-jüdische Gemeinschaft zur kulturellen Hochblüte entwickelt hat und wo der Antisemitismus fremd ist. Er wird aber in das Viertel hineingetragen. 1922 wird hier der erste und einzige jüdische deutsche Außenminister Walter Rathenau in seinem Auto von zwei ortsfremden jungen Männern ermordet. Der Mord geschieht unweit seines Hauses in der Koenigsallee auf der Höhe des Anwesens der Bankiersbrüder von Mendelssohn.

Bereits 1946 ist an dieser Stelle ein Stein mit einer Gedenktafel errichtet worden zum Andenken an den ermordeten deutsch-jüdischen Politiker.


* Das deutsche Großbürgertum, das Reichtum, Mäzenatentum und humanistische Bildung in sich vereinte, existiert in dieser Form allenfalls nur noch rudimentär. Heute wird diese Gesellschaftsklasse häufig salopp mit ‚Superreiche’ bezeichnet, was auf den Wegfall der Bedeutung des kulturellen Engagements und der humanistischen Bildung und Gesinnung hinweisen kann.


Walter Schulze-Mittendorff wird nun Teil der Grunewalder Gesellschaft. Er ist zu Gast bei den legendären Hausmusikabenden der Brüder Franz und Robert von Mendelssohn, bei denen auch Albert Einstein gelegentlich musiziert, und erzählt, dort sogar den spanischen Cellisten Pablo Casals einmal spielen gehört zu haben. Das Anwesen der Bankiersbrüder, bebaut mit einem Palais und Stallgebäuden, erstreckt sich über drei Straßenzüge und wird vom Herthasee im Süden begrenzt. Es wird wie viele der Grunewalder Prachtvillen im Zweiten Weltkrieg zerstört.


Walter Schulze-Mittendorff 1929


Als gern gesehener Gesellschafter genießt er das gesellige Leben; er ist ein Liebling der Frauen und er lässt es sich gefallen. Scherzhaft bezeichnet er sich als den ‚Vorzeige Goi’ seiner angeheirateten jüdischen Familie.

Ein sehr naher Freund von ihm ist Hans Wertheim, ein Sohn von Franz Wertheim aus der Kaufmannsdynastie, der das gleichnamige Warenhaus am Leipziger Platz gehört, eines der pompösesten europäischer Warenhäuser seiner Zeit. Hans Wertheim stirbt 1938 und wird in Schulzendorf bei Berlin beigesetzt. In Schulzendorf betreibt Walter Schulze-Mittendorff bis kurz nach Ende des Zweiten Weltkriegs ein zweites Atelier.

Bei der Trauerfeier von Walter Schulze-Mittendorff, 1976, taucht der Name Wertheim in der Kondolenzliste auf.


Walter Schulze-Mittendorff, 1932

Grunewald Tennis-Club am Flinsberger Platz

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